2. Zunächst etwas Theorie

– in Stichworten

1. Schritt: Welche Ziele verfolge ich?

Stabilität – Erhalt des Baumes durch Wiederherstellung einer günstigen Statik
Vitalität – Verlängerung der Lebensdauer durch Anregung des Neuaustriebs
Nutzwert – Fruchtqualität, Zugänglichkeit

Wie stark sollte der Eingriff sein?
– Starker Schnitt (max. 30% des Kronenvolumens) erzeugt starkes Wachstum.
– Schnittgesetze beachten!
– Stärkere Eingriffe müssen über mehrere Jahre verteilt werden.

2. Schritt: Baumansprache

  • Welches Grundgerüst finde ich vor (Stammverlängerung, 1 oder 2 Gerüstastebenen, Abstand der Gerüstastebenen)?
  • Befinden sich die Gerüstäste (Leitäste) in einem günstigen 45 Gradwinkel oder einem ungünstigen flachen Winkel? Wie ausladend sind sie? Gibt es statische Probleme und damit erhöhte Astbruchgefahr?
  • Trockenes oder krankes Holz? Misteln?
  • Astrangordnung: Ist die Stammverlängerung den Gerüstästen und die Gerüstäste den Fruchtästen übergeordnet?
  • Vitalität: Wie groß ist der Jahreszuwachs? Vorwiegend frisches oder altes, hängendes Fruchtholz?

3. Schritt: Maßnahmen zur Verbesserung der Stabilität

Bei zu flachen, weit ausladenden Gerüstästen besteht die Gefahr, dass es zum Astbruch mit großen Wunden kommt.

  • Einkürzen der Gerüstäste, Aufleiten auf einen günstig stehenden Seitentrieb
  • Entlasten der Gerüstäste durch Entfernung von Überbauungen und „Bäumen im Baum“

4. Schritt: Maßnahmen zur Verbesserung der Vitalität

  • Auslichten und Rückschnitt, aber: möglichst keine Schnitte über 10 cm Astdurchmesser (schlechtes Verheilen der Wunde, Eintrittspforte für Pilzerkrankungen).
  • Wiederherstellung der Astrangordnung, aber: eine komplette Umstellung der vorgefundenen Situation vermeiden!

5. Schritt: Maßnahmen zur Verbesserung der Nutzbarkeit

Verbesserung der Fruchtqualität:

  • Fruchtäste an Gerüstästen und Stammverlängerung unterordnen, Fruchtholz auswechseln oder ableiten, wenn abgetragen.

Für Lichteinfall ins Kroneninnere sorgen durch Entfernung von:

  • zu kräftigen, zu steilen Trieben,
  • zu dicht stehenden oder übereinander liegenden Trieben,
  • nach innen wachsenden Trieben,
  • abgetragenem Fruchtholz,
  • kranken Trieben.

Literatur

Naturgemäße Kronenpflege am Obsthochstamm, Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (www.kob-wavendorf.de)

Merkblatt Misteln, Stadt Nidda:

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